Alte Sitte Eidring

Runen für Kinder

Auf dieser Seite geht es darum, wie man Kinder mit den Runen vertraut machen kann. Ich habe dazu die vielfältigen Bedeutungen der Einzelrunen auf einen aussagekräftigen und - wie ich meine - kindgerechten Begriff reduziert. Dazu gebe ich eine bildliche Erklärung des Symbols, so daß die Kinder sich das einprägen können. Ich beschreibe auch - zum ersten Mal auf diesen Seiten - wie man die Rune mit dem Körper stellt (Runen-Stadha), was ebenfalls dazu beitragen kann, daß sich das Kind die Rune einprägt.

Runensatz

Was macht man dann mit den Runen? Nun, man kann sich verschiedene Spiele ausdenken, die auf einer einfachen Stufe nur dazu dienen, Name bzw. Bedeutung der Rune abzufragen. Man kann beispielsweise einen Namen nennen und das Kind muß überlegen, ob es noch weiß, wie die Rune aussieht. Das Kind kann auch eine Rune stellen und andere Kinder müssen raten, welche Rune das ist und was sie bedeutet usw.

Auf einer höheren Ebene (= ältere Kinder) kann man mit den Runenworten Geschichten erzählen. Man nimmt dazu immer eine Rune auf, die das symbolisiert, was man ausdrücken möchte. Dann beginnt man mit dem Erzählen der Geschichte und legt jeweils eine neue Rune neben die vorherigen. Beispiel: (Sowilo) Die Sonne schien und wir machten einen Ausflug (Raidho). Wir sahen Pferde auf der Weide (Ehwaz) und Kühe (Fehu). Wir kamen auch an einem Fluß vorbei (Laguz), plötzlich fiel ein Kind ins Wasser (Nauthiz). Doch ein Erwachsener sprang nach und rettete das Kind (Algiz). So blieb es denn ein schöner Ausflug und wir kamen müde nach Hause (Othala). :-)

Hinweis zu den Runenstellungen: Ich gehe immer von der Isa-Grundstellung aus - man steht gerade aufgerichtet, die Arme liegen am Körper an, die Beine sind geschlossen. Jede Stellungsbeschreibung geht hiervon aus. (Die Stellungen entsprechen zum großen Teil denen aus Thorssons Runenmagie.
Weiterer Hinweis: Ein Klick auf das Runenbild lädt die "Erwachsenenseite" der jeweiligen Rune mit ausführlicheren Erklärungen. Es sollte natürlich klar sein, daß man über diese vereinfachten Bedeutungen nur dann zu den tieferen vordringen kann (auch was das Vermitteln an die Kinder angeht), wenn man sich selbst gut mit den Runen auskennt.
Hinweis: Kritik und Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne entgegen.

Am Ende der Seite habe ich noch ein für Kinder geschriebenes Gedicht eingefügt, das - leider nur in englischer Sprache - die Runenbedeutungen erklärt. Und letztlich noch der Hinweis auf das Rune coloring book (*.pdf, ca. 300KB) von 'Clif der Brauer', ein Malbuch mit den Runenformen.

[BILD]
kindgerechter Name [das stellt das Runenbild dar]
Hier steht, wie man die Rune mit dem Körper stellt.
fehu - Vieh Haustier [Hörner von Kühen]
Man streckt die Arme nach vorne hoch, den linken höher als den rechten.
uruz - Wildrind Wildtier [zum Angriff gesenkte Hörner eines Bullen / Höhle, in der ein Bär lebt]
Man beugt den Körper nach vorne unten und streckt beide Arme über den Kopf hinaus.
thurisaz - Riese Riese [Dornenkeule der Riesen]
Der rechte Arm wird mit spitzem Winkel im Ellenbogengelenk abgewinkelt, die leicht geballte Faust in die Hüfte gestemmt.
ansuz - Götter Götter [zum Kontakt ausgestreckte Hände]
Ähnlich wie bei Vieh streckt man beide Arme abwärts zeigend nach vorne, den linken höher als den rechten. (Analog zu Haus- u. Wildtier wollte ich hier das Gegensatzpaar Riesen-Götter benennen.)
raidho - Wagen Reise [90° gedreht: Wagen?]
Ein Arm wird wie bei Riese abgewinkelt, das Bein der gleichen Seite abgestreckt (der Fuß berührt den Boden nicht). (Reise umfaßt alles, was mit Ausflug und Fahrzeugen zu tun hat. Für meinen Sohn ist dies die "Traktor-Rune").
kenaz - Feuer Feuer [90° gedreht: lodernde Flamme]
Ein Arm wird nach unten, er andere nach oben gestreckt. (Für kleinere Kinder weist man darauf hin, daß das Feuer wärmt. Bei älteren Kindern weist man auf die Bedeutung des Feuers bei kreativen Prozessen (schmieden, Stahlherstellung ...) hin.)
gebo - Tausch Tausch [gebende und nehmende Hände, im Tauschgegenstand zentriert]
Die Beine werden gespreizt, die Arme über den Kopf gestreckt und ebenfalls nach rechts und links gestreckt. (Auch Geschenk / Gegengeschenk)
wunjo - Wonne Freude [wehende Fahne; Sippenbanner]
Ein Arm wird vom Körer horizontal abgestreckt, dann im Ellenbogen gebeugt und die (leicht geballte) Hand an die Schläfe angesetzt. (Hier habe ich "Wonne" doch noch durch Freude ersetzt.)
 
hagalaz - Hagel Hagel [geradlinig fallende, manchmal abprallende Hagelkörner]
Schwer zu stellen; ich schlage vor: beide Arme horizontal vom Körper abstrecken. Man kann dann den einen Arm heben, während man den anderen gleichzeitig senkt; das wird mehrfach wiederholt.
nauthiz - Not Not [Feuerbohrer?]
Der linke Arm wird nach vorne-oben gestreckt, der rechte nach hinten-unten. (Hier ist mir außer dem FeuerbohreBild nichts eingefallen.)
isa - Eis Eis [Eiszapfen]
Die Grundstellung
jera - Jahr Jahr [jeder Strich eine Jahreszeit, oben mit dem Frühjahr beginnend]
Ein Arm wird wie bei Wonne nach oben abgewinkelt, der andere wie bei Riese nach unten.
eihwaz - Weltenbaum (Welten-) Baum [Baum mit Ästen und Wurzeln]
Beide Hände werden nebeneinander nach vorne-unten gestreckt, ein Bein wird im Knie nach hinten abgewinkelt. (Kinder lieben Bäume, deswegen wurde die Eibenrune zur allgemeinen "Baumrune". Kleinere Gewächse werden von Wachstum abgedeckt.)
perthro - Geburt Geburt (Schicksal) [90° gedreht: in der Hocke gebärende Frau]
Hinsetzen, die Knie anwinkeln, beide Arme vor den Körper halten und im Ellenbogengelenk abwinkeln (Hände zeigen nach oben). (Die Rune ist für Erwachsene bereits schwer zu ergründen. Ich dachte, daß die Geburt ein Anfang ist, von dem man nicht weiß, wohin er führt. Da ist die Schicksalsbedeutung mit drin und für Kinder eben einfach verpackt. Falls ältere Kinder den "Tod" bei den Runen vermissen: da kann man auf (Welten-) Baum verweisen, z.B. indem man sagt, Tote werden starr wie Bäume. Hier auch der Bezug zur Erschaffung aus Baumstämmen, also paßt auch die Analogie Baum-Tod irgendwie (zumal die Eibenrune ja auch tatsächlich den Todesbezug hat).)
algiz - Schutz Schutz [Betende(r)]
Aus der Grundstellung werden beide Arme nach schräg oben gestreckt. (Die Rune der Religion, der Beziehungen zu den Göttern.)
sowilo - Sonne Sonne [halbes Sonnenrad (Blitz)]
Etwas in die Knie gehen, dabei beide Arme nach vorne-oben strecken. (Wenn Kinder den Mond vermissen - bitte bei Wachstum nachsehen.)
 
tiwaz - Himmel Himmel (-svater) [Speer]
Aus der Grundstellung heraus werden beide Arme zur Seite weggestreckt. (Jenseits der tieferen Bedeutungen von Tiwaz und Berkana wollte ich hier das grundsätzliche Paar Himmel - Erde darstellen.)
berkana - Erde, Birke Erde (-nmutter), Birke [Brüste]
Ein Arm wird wieder wie bei Riese in die Seite gestemmt, das gleichseitige Bein wird abgestreckt, dann im Knie gebeugt und soll wieder zum Körper zeigen. Oberschenkel also im Hüftgelenk nach außen drehen. (Fruchtbarkeit, Empfängnis usw. - mir schien es erlaubt, hier von der Birke zur Erdmutter zu gehen.)
ehwaz - Pferd Pferd [Pferderücken mit Sattel]
Ähnlich Not, allerdings wird der linke Arm hier zur Seite (und nach oben) gestreckt, der rechte ebenfalls seitlich-unten. (Sollten Kinder auf die Idee kommen, daß Pferd ja schon von Haustier abgedeckt sei, dann sollte man erklären, daß es hier um die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen - und auch unter diesen - geht. Siehe auch die eigentliche Bedeutung der Rune. Das Pferd symbolisiert also jede Form von "Teamwork".)
mannaz - Mensch Menschen [zwei zueinander wehende Fahnen (Bündnis)]
Die Arme werden über und hinter den Kopf gestreckt, so daß die linke Hand zur rechten Schulter zeigt und umgekehrt. So entsteht die Menschen-Figur.
laguz - Wasser Wachstum (Wasser) [Blume]
Ein Arm wird nach seitlich-unten abgestreckt. (Falls einem Kind auffällt, daß es zwar Sonne gibt, aber keinen Mond ... den sortiere ich hier bei Wachstum ein. Man kann Wachstum auch gut auf die wandelnden Mondphasen beziehen.)
ingwaz - Becher Becher [ein Becher von oben]
Wie bei Riese werden beide Arme seitlich in die Hüften gestemmt. (Wie bei Geburt eine ganz schwer für Kinder zugängliche Rune. Ich dachte an "Reifung" oder "Fruchtbarkeitsgott", aber das ist für kleinere Kinder kaum vermittelbar. Daher nun Becher / Gefäß, um der Runenbedeutung, die auch mit Gären, Entstehung zu tun hat, gerecht zu werden.)
dagaz - Tag Tag [Flügel von Odins Raben, die am Morgen in die Welten ausgesandt werden.]
Ähnlich Menschen werden die Arme nun vor dem Körper gekreuzt, so daß die linke Faust zur rechten Schulter zeigt und umgekehrt. (Auch hier werden Kinder die "Nacht" vermissen. Ich würde da auf Becher verweisen - Hand drüber halten, dann ist es darin ganz dunkel. Das paßt dann auch im Hinblick auf die eigentliche Bedeutung von Ingwaz, die auch mit "schützender Ruhe" zu tun hat, mit Ruhezeiten - für mich eben die Nacht.)
othala - Heimat Heimat [Zaun um ein Haus]
Die Arme werden nach seitlich-oben gestreckt, im Ellenbogengelenk gebeugt, so daß sich die Hände über dem Kopf treffen. Die Hände werden locker zusammen gehalten. Die Beine werden ebenfalls gespreizt.

Dieses schöne Gedicht ist von Heidi Graw und Matthew Guy für Kinder geschrieben worden. Es erleichtert das Erlernen der Runen- und Ættir-Bedeutungen (Quelle: a.r.a.)

The children of Freyja, are giving and kind,
But to take them for granted, is folly of mind.

The first is a treasure, to cherish and hold,
The second is a wild ox, not yet come into the fold,
The third is a giant, prickly like fire,
The fourth knows the gods, who guide and inspire,
The fifth is a wagon, on the journey through the night,
The sixth is a torch, that brings welcome light,
The seventh likes gifts, we receive and we give,
The eighth is the joy, in how we live.

The children of Heimdall, are wise in lore,
But not all wisdom is welcome, in the host's hall.

The first is the hail, that stings and distracts,
The second is the will, to deliver us intact,
The third is the cold, that freezes and constrains,
The fourth is the harvest, that gives us our grain,
The fifth is a yew tree, tall and old,
The sixth is a chance, to take if one is bold,
The seventh is protection, for hearth and home,
The eighth is the sun, that shines bright and alone.

The children of Tiwaz, are never forlorn,
They are foundation upon, which oaths may be sworn.

The first is our strength, justice and title,
The second is the beginning, of new cycle,
The third is a horse, that carries us far,
The fourth knows the folk, and knows who we are,
The fifth is the water, in lakes and streams,
The sixth is the force, of life and dreams,
The seventh is the day, that dawns anew,
The eighth is the homeland, of me and of you.

 

Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!