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Brettspiel: Wikinger - Die vergessenen Eroberer

Wikinger - Die vergessenen Eroberer Dieses 2007er Brettspiel der Ragnar Brothers für 3 - 5 Spieler ab 12 wird in Deutschland von Pro Ludo [proludo.de] vertrieben (Original-Titel: Viking Fury, 2004). Das Spiel simuliert die Raub-, Handels- und Besiedelungsfahrten der Wikinger vor dem Hintergrund einer schön gestalteten Spielkarte, die alle Länder zeigt, die die Wikinger erreicht haben. Dabei ist Zentraleuropa am ehesten in korrekten Proprotionen dargestellt, der "Rest der Welt" ist freier gestaltet, so daß z.B. auch L'Anse aux Meadows noch Platz findet. Die Altersangabe "ab 12" ist nicht ganz nachvollziehbar: Ich würde sagen, das ist ab 9 gut spielbar, wenn ein Kind die Runenkarten gut lesen kann.

Im Winterlager in Skandinavien wird das Schiff ausgerüstet: entweder mit Wikingern oder mit Handelsgütern; diese können auch kombiniert werden. Von Schweden, Norwegen und Dänemark aus stechen die Schiffe dann in See. Es ist dabei lukrativ, Aufgaben der drei ausgelegten Saga-Karten zu erledigen, die Zusatzpunkte bringen. Nach nicht zu komplizierten Regeln kann man dann Siedlungen bzw. Städte überfallen, man kann dort handeln oder leere Orte auch besiedeln. Pro Zug hat man 7 Aktionspunkte zur Verfügung. Die großen Städte Paris, Rom und Konstantinopel sind recht schwer zu "knacken", ansonsten ist der Raubzug einfacher.

Jeder Spieler agiert im Prinzip für sich, was auch bedeutet, daß man das Spiel abweichend von der Herstellerangabe mit nur 2 Spielern spielen kann. Dann dauert es entsprechend länger; eine Partie wird mit ca. 90 Minuten angegeben. Konkurrenz kommt dadurch ins Spiel, daß man versuchen kann, sich gegenseitig die Saga-Aufgaben wegzunehmen. Dazu trägt bei, daß bei mehrstufigen Aufgaben derjenige die Saga-Karte bekommt, der den letzten Aufgabenteil abschließt. Weiterhin gibt es sogenannte Runenkarten, die zwischendurch ausgespielt werden können. Diese verändern den Spielablauf, indem sie Boni und Mali geben, z.B. kann man bei einem Raubzug ohne eigene Verluste angreifen, man kann ein Mitspielerschiff von einem Meerungeheuer angreifen lassen usw.

Die Ausstattung des Spiels, die Karte, die Plastikfiguren, ist gut. Mir gefällt die Verwendung der Saga- und Runenkarten, die Abwechslung in einen ansonsten recht einfachen Spielablauf bringen. Die Spielregel ist m.E. an manchen Stellen unklar und vertrackter geschrieben, als es sein müßte. Das erste Lesen und Lernen dauert etwas; auch später merkt man, daß man bestimmte Einzelheiten vergessen hat, z.B. den Wert einer Stadt um 1 zu senken, wenn sich dort bei einem Raubzug ein Handelsgut befindet. Aktionspunkte und Würfel inkl. Segel- und Schlechtwetterregeln verbinden sich zu einer abwechslungsreichen Melange. Beim "Reich der Spiele" [reich-der-spiele.com/kritiken/Wikinger-DieVergessenenEroberer] heißt es, die Spielzeit sei für den "gebotenen Spannungsbogen" zu lang. Dem möchte ich zustimmen: W-DVE ist nicht das spannungsreichste Spiel, dafür aber eines, das die Fahrten der Wikinger nacherleben läßt, das gerade Kindern wichtige Orte der Wikingerzeit vermittelt usw. Es ist in meinen Augen eher ein historisches Wissen vermittelndes Spiel als ein typisches Strategiespiel.

 

Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!