Alte Sitte Eidring

Sigrblót

Begrüßung der hellen Jahreshälfte

Tyr Sowilo Ansuz

Inhalt

Allgemein

Im Grunde bewegt sich das Sigrblot in zwei Zusammenhängen: Zum einen als periodisches Blótfest im Jahresrhythmus, zum anderen als Bitte/Dank für einen siegreichen Ausgang einer Angelegenheit, beziehungsweise aller jährlichen Vorhaben (und Auseinandersetzungen).
Vom Sigrblót im Jahresrhythmus berichtet in erster Linie Snorri Sturluson in der Heimskringla, Ynglinga saga, Kapitel 8:

Þá skyldi blóta í móti vetri til árs, en at miðjum vetri blóta til gróðrar, it þriðja at sumri, þat var sigrblót. (http://heimskringla.no/wiki/Ynglinga_saga)

Man soll opfern zum Winteranfang für das Jahreswachstum, zur Mitte des Winters für guten Ertrag (der Ernte im kommenden Jahr) und zum dritten Mal am Sommeranfang, das Siegopfer.

Zwei Deutungen sind verbreitet: Als Sieg über den Winter oder in Zusammenhang mit den Vorbereitungen der Wikingerfahrten.

Festzeitpunkt

Manche verorten das Sigrblót in der Zeit der Tagundnachtgleiche im Frühjahr, um den Sieg über die winterlichen Frostriesen zu feiern. Dem folge ich nicht: Im zweigeteilten Jahr, in Winter- und Sommerhälfte, kann besonders im nordgermanischen  Bereich zum Zeitpunkt des Frühjahrs-Äquinoktiums nicht von 'at sumri' Sommeranfang die Rede sein. Auch in unseren Breitengraden halte ich eine Siegesfeier über den Winter bei noch regelmäßig einkehrenden Nachtfrösten für verfrüht. Hinzu kommt, daß dem Sigrblót im Jahreskreis die Winternächte (Vetrnóttablót) im Oktober gegenüberstehen. Nehmen wir den Vollmond im Oktober für die Winternächte an, kommt man linear betrachtet fürs Sigrblot im April / Mai raus. Anders gesagt liegen die Scheidepunkte zwischen Sommer- und Winterhalbjahr (im zweigeteilten Jahreskreis) im Oktober und April / Mai. Somit ließe sich der Zeitpunkt des Sigrblóts meiner Meinung nach entweder fest auf den 30.April / 1.Mai legen oder genau dem Vetrnóttablót gegenüberstellen, beziehungsweise an den Mondphasen ausrichten (2. Vollmond nach Ostara).

Sigurblót in Island

Die isländische Ásatrúarfélagið verbindet das Sigurblót mit dem ersten Sommertag (isl. sumardaginn fyrsta) zwischen dem 19.-25.April (nach dem altisländischen Kalender). Dies ist immer der erste Tag des Monats Harpa , der erste von sechs Sommermonaten im zweigeteilten Jahr. Dieser Tag ist immer ein Donnerstag. Im Mittelpunkt dieser Sommerfeier werden Frey und Freyja geehrt, für ein gutes Leben und eine fruchtbare Erde. Das Aufblühen und neue Wachstum in der Natur wird als Sieg über die winterliche Stagnation verstanden. Ebenso wird 'sigur' (sigr) aber auch als Erfolg, Ergebnis, Leistung, Gewinn und Vorteil gedeutet (nach Bragason, Ásatrúarfélagið). Mit 'Sieg' ist nicht allein die martialische Sicht 'Sieg in der Schlacht' gemeint.

Götter und Opfergaben

Odin, Tyr, Frey und Freyja

Opfergaben: Met

Hinweise in Eddas und Sagas

Sigföðr (an. Siegvater) ist ein Name Odins in den Grímnísmál und den Thulur.

Siggautr (an. Sieg-Gautr) ist ein Name Odins in den Thulur.

Thorir war gewohnt, solange das Heidentum herrschte, jedes Jahr drei Opfer zu halten: eins zu Winterbeginn, ein zweites zu Mittwinter, ein drittes gegen Sommeranfang. (Heimskringla, Ólafs saga helga, Kapitel 117)

Im Frühling gegen Sommeranfang sollte zu Gaular (Norwegen) ein großes Opferfest stattfinden. Dort lag der berühmte Haupttempel. Dain strömte eine große Menschenmenge zusammen. (Egilssaga)

Sigrblót in der Praxis

Im Vorwege sollte man sich darüber im Klaren sein, ob und wie man ein Sigrblót durchzuführen gedenkt. Stellt man Odin als Hauptgott in den Mittelpunkt, muß man bedenken, daß er grundsätzlich kein Spaß- oder Freundgott ist, sondern in seinen Wegen undurchsichtig bleibt.
Kommt er nächtens gewandert im blauen Gewand, seinen Hut tief ins Gesicht gezogen, in seiner Hand einen verwitterten Wanderstab, so kann das alles sein, doch bestimmt keine freundliche Erscheinung. Allzu plötzlich verwandelt sich sein knorriger Wanderstab in einen blitzenden Speer, Gungnir... Dann ist’s der Walvater, Gott der Gefallenen.

Es kann aber auch anders sein, zum Beispiel wenn man ihn um Beistand anruft. Vielleicht wegen einer persönlichen Angelegenheit, die einem äußerst wichtig ist, oder weil man womöglich wegen irgendwas in der Klemme steckt. Dann beobachtet er einen... Raben werden in der Folgezeit öfter zu beobachten sein, manchmal weit entfernt am Himmel. Wenn von Draupnir in jeder neunten Nacht acht gleich schwere Ringe abtropfen, ist dies auch ein Zeichen von Glück und Wohlstand - nur ein kleiner Teil könnte davon für ein heilvolles Gelingen nötig sein. Dann kommt er als Ringgeber oder Sigföðr daher, die tief erhoffte Wendung bringend. Selbst in verfahrenen oder ausweglos erscheinenden Situationen kann sein Wirken das Ruder in letzter Sekunde herumreißen. Nur eines darf man nicht vergessen: Jede Gabe verlangt Gegengabe - und wie diese einen fernen Tages aussehen mag, weiß nur er.
Um einen Ring zu bitten (= symbolisch für das benötigte Heil in einer Sache), ihn gereicht zu bekommen und anzunehmen, bedeutet auch, ab diesem Zeitpunkt gebunden zu sein. Das sollte vorher bewußt sein.

Impressionen eines Sigrblót 2009 an der Ostsee

Sigrblót 2015

Sigrblót am privaten Hörgr auf unserem Grundstück. Die folgende Anrufung könnte beispielsweise auch mit der Götterehrung der Alten Sitte kombiniert werden.

Anrufungen

Gungnirführender, siegbereitender,
vielwissender, graubärtiger,
mächtiger Ase.

Wir rufen Dich, der du Grim heißt,
Wanderer und Helmträger,
Sturmwindwallender Speer-Ase,
geselle Dich zu uns und sei unser Gast.

Sigvater, der uns heilvolles Gelingen schenkt
Ringgeber, dem wir uns anvertrauen

Für Deinen Beistand danken wir,
für Dein heilvolles Handeln
und siegreiches Wirken!

Nachtwanderer im Blaugewand
still voran du schreitest
mit heilgebender Hand
uns Sieg bereitest.

Leite unsere Schritte,
Weisheit ziere unsere Bahn,
Stärke wohn' in unserer Mitte,
was wir tun, sei recht getan!

~

Laß Heervater um Huld uns bitten.
Er vergilt und gibt Gold den Seinen:
Hermod gab er Helm und Brünne,
Schenkte Sigmund ein Schwert zu eigen;
Gibt Sieg diesen, Besitz denen,
Rat und Rede Recken vielen,
Fahrwind den Degen, Dichtkunst Skalden,
Mannhaftigkeit manchem Helden.

(Hyndlalied 2,3)

 

Quellen und Verweise

 

 

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Seiteninfo: 1.Autor: ING | 2.Autor: - | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!