Lebensgrundlagen der Germanen
Einleitung
Diese Darstellung erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Sie soll eine grobe Übersicht über die bäuerlichen Lebensgrundlagen der Germanen bieten. Dabei habe ich nord- und südgermanische Besonderheiten gemischt, weise an wichtigen Stellen aber auf geographisch abweichende Dinge hin.
"Das Land ist fähig, die Saat zur Reife zu bringen, kaum gewillt,
Obstbäume zu tragen, zwar reich an Vieh, aber das ist meist wenig ansehnlich."
Tacitus
Ackerbau
Ackerbau wurde zunächst in der Form betrieben, daß ein Feld solange benutzt wurde, bis der
Boden ausgelaugt war. Dabei wurde ausschließlich Sommergetreide angebaut, Wintergetreide war
besonders im Norden lange Zeit nicht bekannt. Wenn das Feld nicht mehr zu benutzen war, diente es
für die nächsten Jahre als Weide, was der intensiven Viehzucht der Germanen entgegenkam.
Danach verwilderte es und mußte dann vor einer erneuten Aussaat
wieder gerodet werden. Die Bezeichnung hierfür ist Feldgraswirtschaft.
Inwiefern Kenntnisse über günstige Fruchtfolgen vorhanden waren, die den Boden nicht
so schnell auslaugten, ist nicht bekannt.
Die Dreifelderwirtschaft wird schon vor 800 u.Z. urkundlich
bezeugt. Dabei wechselte man die Felder mit Wintergetreide, Sommergetreide und Brache in
dreijährigem Rhythmus.
Gedüngt wurde wahrscheinlich mit Asche, Stallmist, Jauche und untergepflügten
Rasenplaggen. Auch Kalk / Mergel wurde benutzt.
Als Hauptgetreidearten wurden Gerste, Roggen und
Hafer angebaut, was sowohl für Mitteleuropa als auch Skandinavien galt. Weizen hingegen
wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht weiter nördlich als Dänemark angebaut.
Die Weizenfunde z.B. in Birka gelten als (Luxus-) Importe, es ist nicht gesichert, daß
Weizen im Umkreis der Stadt angebaut wurde.
Die ab der Jungsteinzeit angebauten "niederen" Getreidearten wie Emmer, Dinkel,
Rispenhirse und Einkorn verloren ihre Bedeutung gegenüber den "moderneren"
Sorten.
Das bevorzugte Wintergetreide (wenn es denn angebaut wurde) war Roggen,
der im Herbst zur Aussaat kam. Roggen war beliebt, weil er sehr widerstandsfähig und
robust ist. Auch Weizen wurde im Herbst gesät. Wintergetreide hat den Vorteil, daß
das Saatgut vor der Aussaat im Herbst nicht gelagert werden muß und daß es
in der Regel höhere Erträge bringt. In den Marschlandschaften mit winterlichen
Überflutungen wurde nur Sommergetreide angebaut.
Als Sommergetreide diente hauptsächlich die Gerste (die meistangebaute Pflanze in der
Bronzezeit und noch in der Eisenzeit v.a. im Bereich der Nordseeküste),
aber auch Hafer, der besonders im Küstenbereich der Nord- und Ostsee beliebt war.
Beide wurden im Frühjahr ausgesät.
Man muß sich vor Augen halten, daß für uns so wichtige Nahrungsmittel
wie Kartoffeln, Reis und Mais völlig fehlten!
Weiterhin waren die Erträge nicht mit heute zu vergleichen. Um 800 u.Z. erreichte die Getreideernte
nicht ganz das Doppelte des Aussaatvolumens. Heute liegt dieser Wert beim 25-fachen.
Weiterhin war es so, daß der Anteil des Getreides an der Nahrung mit zunehmender nördlicher
Breite geringer wurde. Je weiter nördlich man kam, desto mehr Fisch und Milchprodukte
wurden verzehrt.
Neben dem Getreide wurden Linsen, Erbsen, Bohnen (Pferdebohne), Wurzelgemüse und Kohl
angebaut, nach Derolez auch Kohl- und Runkelrüben.
Insgesamt aber war der Anteil der Hülsenfrüchte an der Nahrung im nördlichen
Europa eher gering. Das fehlende Eiweiß wurde durch den Fischverzehr wettgemacht.
Besonders die Wikinger mochten Zwiebeln, Knoblauch, Lauch und Engelwurz sehr gerne.
Lein (Flachs) wurde als wichtige Öl- und Faserpflanze kultiviert. Funde von
'Färber-Waid' lassen nicht erkennen, ob er nur gesammelt oder richtig kultiviert wurde.
Geschätzt war er wegen seiner blauen Farbe. Auch herkömmliche Küchenkräuter wie
Dill, Petersilie und Kresse waren schon bekannt. Ergänzt wurde - besonders in höheren Breiten -
mit Löwenzahn, Sauerampfer u.ä. Pfeffer hingegen konnte nur importiert werden.
Zur Feldarbeit benutzten die Germanen vor dem Säen einen Hakenpflug, der oft noch
bis weit ins erste Jahrtausend u.Z. hinein ein einfacher Holzpflug war, bei dem Krummbaum, Sohle
und Schar aus einem Stück waren. Da er die Erde nicht wendete, wurde das Feld häufig
kreuzweise gepflügt.
Eine verbesserte Version war der Radpflug. Als Zugtiere dienten Ochsen (die Kastration
männlicher Tiere ist generell mindestens seit dem 5. Jahrtausend v.u.Z. bekannt), die auch
per Doppelnackenjoch angespannt wurden; ab der Wikingerzeit wurde auch das Pferd,
für das es mittlerweile eine geeignete Anspannung gab, dazu verwendet.
Um die Zeitenwende setzte sich der eisenbeschlagene Holzpflug durch. Und obwohl der Wendepflug
schon lange bekannt war, haben die Germanen ihn v.a. im nördlicheren Siedlungsgebiet
erst in der Vendel- und Wikingerzeit übernommen.
Zur Ernte wurden in der Regel Sicheln (die Kelten verwendeten auch Sensen) benutzt, mit denen
nur die Ähren abgeschnitten wurden. Sicheln sind das am häufigsten gefundene
Werkzeug. Interessant ist dabei, daß davon ausgegangen
wird, daß noch bis in die Eisenzeit hinein auch 'jungsteinzeitliche' Feuersteinsicheln
Verwendung fanden, was ja der allgemeinen Erkenntnis entspricht, daß die einzelnen
Epochen nicht drastisch ineinander übergingen. Das Stroh auf den Feldern wurde dem Vieh
überlassen.
Da Getreidefunde immmer mit größeren Unkrautmengen (bis zu 1/3) vermischt sind, wird davon
ausgegangen, daß auf 'Pflege' der Felder kein allzu großer Wert gelegt wurde.
Allerdings wurden manche Felder mit einfachen Zäunen umgeben.
An weiteren Gerätschaften wurden Spaten, Harken oder auch Eggen verwendet. Letztere aber erst ab der Zeitenwende.
Obst, Nüsse, Pilze, Vogeleier
Man hat festgestellt, daß in den Gärten der Wikingersiedlung
Haithabu an
der Schlei schon Pflaumen und Pfirsiche wuchsen, die aber vermutlich nicht im eigentlichen Sinn
kultiviert wurden. Die Obstveredlung wurde erst von den Römern übernommen - wenn
überhaupt, was heute eher vermutet wird. Wie mit der Übernahme des Wendepflugs
verhielt es sich auch mit dem Obstanbau: Die Germanen haben aus irgendeinem Grund
gezögert, die neuen Kenntnisse anzuwenden, obwohl es ja Kontakte zwischen den Kulturen
gegeben hat.
Die Menschen sammelten Wildobst, und zwar Schlehen, Wildkirschen, Wildäpfel, Holunderbeeren,
Walderdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren sowie die Früchte von Weißdorn und Eberesche.
Besonders wichtig waren Haselnüsse und Bucheckern, die ca. 50% des pflanzlichen Fettbedarfs
deckten. Dazu kam noch die Eichelmast, aber eher als Futter für das Vieh.
In diesem Zusammenhang sind als Importe nach
Haithabu belegt: Walnüsse und Wein. Die Ausbreitung
des Weines nach Norden ist zu einem Großteil an die Einführung des Christentums in diesen
Ländern gekoppelt: Die christlichen Priester benötigten Meßwein...
Auch Speisepilze waren bekannt und wurden im Herbst gesammelt. Das Gleiche gilt auch für Hopfen, der zum Bierbrauen verwendet wurde, und auch für andere Kräuter. Inwiefern z.B. Fliegenpilze aufgrund ihrer rauschfördernden Eigenschaften verwendet wurden, kann nur vermutet werden.
Die Imkerei war seit der Bronzezeit bekannt, Honig war für die Germanen der einzige Süßstoff. Andere Quellen sagen aber, daß die Germanen nicht imkerten, sondern lediglich Honig von wilden Bienen nahmen. Der damit hergestellte Met hatte dann "Seltenheitswert" und war entsprechend kostbar.
Speziell auf den Atlantikinseln war das oft sehr gefährliche Vogeleiersammeln eine Bereicherung des Speiseplans.
Viehzucht
"Die Germanen freuen sich, wenn sie viel Vieh
haben, und das ist ihr einziger und ihnen willkommmenste Reichtum."
Tacitus
"Auf Ackerbau legen die Germanen keinen Wert, ihre
Nahrung besteht zum großen Teil aus Milch, Käse und Fleisch."
Cäsar
Für die gesamten Germanen - egal ob Nord- oder Süd- - war die Tierhaltung wichtig. Besonders
das Rind wurde immer mehr zum wichtigsten Tier. In der frühesten Siedlungsphase der Stadt
Haithabu (um 800) war dies noch das Schwein. Auch
Ziegen wurden gehalten, die wahrscheinlich als die "Kühe des kleinen Mannes" galten.
In höherliegenden Teilen Norwegens und Schwedens wurde z.T. "Almwirtschaft" betrieben,
bei der die Herden im Frühjahr auf höhergelegene Weiden getrieben wurden und dort bis zum Herbst
verblieben.
Man muß sich jedoch vor Augen halten, daß die üblichen "germanischen" Rinder lediglich eine Schulterhöhe von etwas über einem Meter hatten. Die Bullen war meist nur um 1,30m hoch. Das bedeutet natürlich auch, daß Milchproduktion der Kühe in keiner Weise mit heute verglichen werden kann. Jährlich erbrachte eine frühmittelalterliche Kuh maximal 500 Liter Milch, was nur ein Zehntel der Milchproduktion einer heutigen Kuh ist.
Rinder wurden in der Regel vor ihrem vierten Lebensjahr geschlachtet, ältere Tiere hingegen nur noch als Zugtiere und Milchlieferanten verwendet. Die Schlachtzeit war der Spätherbst, um das Fest der Winternächte herum.
Das Vieh wurde mit Heu und - da dies oft nicht in ausreichender Menge vorhanden war - auch mit Blättern gefüttert. Aus Skandinavien sind spezielle "Blattmesser" bekannt, mit deren Hilfe das Blattwerk von Bäumen "geerntet" wurde.
An Kleintieren kannten die Germanen Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen (ab den ersten Jhdt. u.Z.), wobei Schafe die Wollieferanten waren. Hunde waren wohl im Siedlungsbereich Wachhunde, dann auch Hütehunde und vielleicht auch Helfer bei der Jagd. Auch Gänse wurden gehalten und bei den Römern waren die Daunen der germanischen Gänse sehr beliebt. Das Haushuhn war seit gut 500 Jahren v.u.Z. bekannt. Insgesamt hatte die Geflügelhaltung aber eine geringe Bedeutung.
In Skandinavien konnte das Vieh noch in der Bronzezeit auf der Weide
überwintern, da diese Zeit wärmer war (Durchschnittstemperatur im Heuert 19°C, diese fiel
im Laufe der späteren Jahrhunderte auf 16°C).
Für die Hausform der Germanen, das Langhaus (dreischiffiges Wohnstallhaus), ist es
charakteristisch, daß das Vieh im Winter im Stallbereich dieses Hauses stand und
dadurch auch an die Menschen Wärme abgab.
Fischfang
Fischfang war für die Germanen, die ihre Siedlungsgebiete in Meeresnähe hatten, eine wichtige Ernährungsgrundlage. Die verschiedensten Fischarten waren bekannt; für Haithabu ist jedoch festgestellt worden, daß der Hering fast 40% des Fischgesamtanteils ausmachte, dahinter folgten Flußbarsch und Hecht. Auf die gesamte Ernährung bezogen war Hering das "Hauptnahrungsmittel" in Haithabu.
Zum Fischfang bediente man sich Netzen (mit Senkern aus Ton oder Stein und Schwimmern
aus Borke), Reusen, Angeln und auch Harpunen. Natürlich wurden auch angeschwemmte Robben
nicht verschmäht, die im Norden auch gejagt wurden. Vor allem das Elfenbein von
Walrossen war im damaligen Europa sehr begehrt.
Wo es möglich war, wurden auch Muscheln gesammelt.
Jagd
In der germanischen Frühzeit spielte die Jagd wohl auch für den "Gemeinfreien" eine gewisse Rolle zur der Bereicherung des Speiseplans. Generell kann man sagen, daß nach dem Aufkommen des Ackerbaus die Jagd nur einen sehr geringen Anteil an der Nahrungsmittelbeschaffung hatte. Bei Knochenfunden in Wohnbereichen machen die Wildtierknochen unter 10 % aus. Allerdings muß dazu gesagt werden, daß es vor allem Knochen von Hirsch und Wildschwein sind, wohingegen solche von Reh und Hase, die beide eher lichte Wälder und Wiesen bevorzugen, selten sind. Man kann also auch vermuten, daß bei dem beschwerlichen Marsch zur Jagd und zurück nur die besten Stücke des erlegten Tiers mit in die Siedlung gebracht wurden. Simek schreibt, daß zwischen jüngerer Steinzeit und Völkerwanderungszeit der Anteil an Wildpret konstant unter 2% gelegen habe.
Nahrungszubereitung, -konservierung, -verzehr; Getränke
Die wichtigsten Konservierungsmethoden waren Trocknen, Dörren, Räuchern und Einsalzen.
Fisch wurde getrocknet und als "Stockfisch" als Schiffsproviant genommen und sogar exportiert.
Da Salz kostbar war (eigene Gewinnung nur durch Verdunsten von Meerwasser - ansonsten Import), wurde
in der Regel nur Fleisch eingesalzen, kein Fisch. Vor
allem im Spätherbst und Winter, wenn traditionell geschlachtet wurde, fiel eine
größere Menge Fleisch an, die so haltbar bis ins Frühjahr gemacht wurde.
Durch Anrösten der Getreidekörner (Darren) versuchte man teilweise, Fäulnis
zu verhindern. Eier wurden im hohen Norden im kalten Boden vergraben, Milch kühlte man mit
Eis.
Fleisch wurde immer gekocht, dananch eventuell noch gebraten oder gegrillt. Bekannt war auch das Garen von Fisch oder Fleisch in Lehmpackungen direkt im Feuer.
Das tägliche Essen unterschied sich mehr vom heutigen als man annehmen mag. Das liegt vor
allem daran, daß Kartoffeln und Reis fehlten, die in unserer Zeit einen sehr hohen Anteil an
der Nahrung haben, aber auch daß Brot beispielsweise kein alltägliches Nahrungsmittel war.
Den Hauptanteil haben stattdessen Getreidebreie (grautr) und Musspeisen ausgemacht. Das
geschrotete, manchmal geröstete Getreide wurde dazu mit Salzwasser zerkocht und mit
Buchweizen als "Grützengrundstoff"
(Marheinecke) gemischt. Der genannte Autor schreibt
dazu: "In einigen Gegenden Norwegens und
Schwedens bildete die berüchtigte 'Havregröt' noch bis weit in des 20. Jahrhundert das
Volksnahrungsmittel schlechthin - der 'tägliche Brei' der Wikinger wird kaum schmackhafter gewesen sein."
Solche Breie wurde gelegentlich auch mit Nüssen oder Trockenfrüchten gemischt, so daß sie
Ähnlichkeit mit dem heutigen Müsli hatten.
Nahrungsgrundlage waren Milchprodukte aller Art. Ergänzend gab es Obst und Gemüse.
Anhand von Untersuchungen an menschlichen Überresten (Mumien, Moorleichen) kann man herausfinden, was die Person vor ihrem Tod zu sich genommen hat. So weiß man beispielsweise, daß der bekannte "Tollund-Mann", eine dänische Moorleiche aus der Zeit um die Zeitenwende, als "Henkersmahlzeit" eine mit Kräutern gewürzte Mehlsuppe gegessen hat.
Brot wurde zunächst nur aus Getreidemehl, Wasser und Salz als Fladenbrot auf einer heißen
Unterlage gebacken. Manchmal wurden jedoch auch Erbsen oder Baumrinde verbacken.
Später erlaubten Backöfen die Laib-Form. Vermutlich war die Hefe schon recht früh bekannt,
später wurde auch Sauerteig benutzt. Das
"Wikingerbrot" ähnelte dem heutigen Knäckebrot.
Aus neueren Funden in Norwegen weiß man, daß die Wikinger auch schon
Pizza-ähnliche Teigwaren aßen.
Das Korn wurde nach der Ernte gelagert und mußte vor dem Gebrauch gemahlen werden,
was vor Erfindung der Kornmühlen mit einem Reibstein geschah. Um dies von Hand zu
bewältigen, benötigte man für ca. 1kg Getreide 1 Stunde.
Da bei diesem Vorgang viel Steinabrieb mit in das Mehl gelangte, läßt sich
erklären, wieso Zahnschäden (nach Skelett-Funden) eine häufige Krankheit
waren.
Milch verwendeten die Germanen frisch, in geronnenem Zustand oder zu Quark verarbeitet. Diese Quarkprodukte wurden auch getrocknet und konnten so in Form kleiner 'Handkäse' gelagert werden. Auch Butter war bekannt. Gesalzene Dickmilch ("Skyr") wurde als haltbarer Proviant verwendet. Allerdings führt Krüger aus, daß es keine Hinweise darauf gibt, daß die frühen Germanen auch 'edlere' Käsesorten herstellten.
Unser heutiges Wort "Gemüse" kommt vom "Zermusen", was bedeutet, daß es ein besonderes Merkmal der germanischen Küche war, das Essen lange zu kochen, quasi zu zerkochen.
Unter den Getränken hatten im Alltag Wasser und Milch sicherlich den Vorrang. Aber auch
Bier wurde getrunken, das aus Hopfen und Gerste gebraut wurde. Im Alltag trank man Dünnbier, zu Festen
Starkbier - gerne auch angewärmt. Bier war seit der frühen Eisenzeit bekannt. Es wurde gegenüber Wasser
bevorzugt, weil es weniger Keime enthielt.
Weiterhin wurde Met hergestellt (der im übrigen warm getrunken wurde) und Obstweine / Beerenweine
aus wildwachsenden Äpfeln, Birnen
und Schlehen. In Schweden heißt die Johannisbeere noch heute "vinbär".
Echten Wein kannten die Germanen durch den Handel, v.a. mit dem Frankenreich.
Gegessen wurde in der Regel zweimal täglich. Eine erste Mahlzeit am Morgen gegen 9 Uhr, nachdem die ersten Arbeiten erledigt waren. Etwas ausgiebiger aß man dann am Spätnachmittag, so gegen 5 Uhr.
Noch nicht erwähnt wurde das Thema "Verfügbarkeit von Nahrung". Man muß davon ausgehen, daß der Hunger eine große Rolle im Leben der Germanen spielte. An Skeletten kann man z.B. Mangelerscheinungen nachweisen.
"Die gentile Wirtschaft ist eine Mangelwirtschaft, größere Vorratshaltung
und überregionaler Austausch von Grundnahrungsmitteln war nicht möglich. Dementsprechend häufig
sind Hunger und Not."
Büssem / Neher
Preise
Ganz interessant als Abschlußbemerkung ist eine Übersicht über die Preise im Europa der Wikingerzeit, zu finden in Willemsen. Münzgeld wurde von Herrschern geprägt und ausgegeben und hatte oft nur eine regionale Bedeutung. "International" führte man die Münzen auf das zurück, woraus sie bestanden: Silber. Sie wurden zerhackt und so zu "Hacksilber". Für 1g Silber bekam man schon 10 Hühner, ein Schaf kostete immerhin schon 15g Silber, ein Schwein das Doppelte. Etwas mehr als 100g Silber mußte man für eine Kuh hinlegen - ebenso viel wie für ein Schwert. Eine Sklavin kostete ca. 200g Silber, ein männlicher Sklave 300g. Für ein Pferd mußte man schon zwischen 300 und ca. 500g Silber ausgeben, ein gutes Schwert mit Scheide kostete 500g Silber. Mit 820g Silber führt das Kettenhemd die Liste an.
Quellen:
Régis Boyer,
Bohusläns museum och Bohusläns hembygdsförbund,
Hansferdinand Döbler,
Hildegard Elsner,
James Graham-Campbell,
Bruno Krüger,
Martin Marheinecke,
Rudolf Simek,
Der Spiegel,
Tacitus,
Willemsen
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!