Erden und Zentrieren
Erden und Zentrieren sind zwei meditationsähnliche Übungen, die durch
Visualisierungen ergänzt werden. Sie sind nicht an
die Vorbereitung oder Durchführung eines Blot
gebunden, sondern können auch andere magische Arbeiten unterstützen
(Runenmagie,
Seidhr, Utiseta ...).
Visualisierung: Sie unterscheidet sich von bloßer Vorstellung dadurch,
daß sie zielgerichtet ist. Es soll etwas erreicht werden, es geht
nicht nur um Bilder im Kopf; man kann sagen, daß durch das Erschaffen eines Bildes, einer
Gedankenform des Gewünschten, auch
das Abgebildete beeinflußt werden soll oder erst eintreten soll (Bildmagie).
Weiterhin umfaßt die Visualisierung nicht nur Bilder, sondern auch
Töne, Gerüchte und Tasteindrücke.
Visualisierung kann als eine Form der sympathetischen Magie gesehen werden, die
vielleicht die älteste Form von Magie ist. Dabei wird davon ausgegangen, daß
ähnliche Dinge auch ähnliche Wirkung haben. Wenn ich mir also sehr konzentriet
etwas vorstelle, dann kann das Vorgestellte auch extrapersonell Wirklichkeit werden. Oder:
wenn der Steinzeitjäger ein Tonmodell eines Bisons erschuf und dann zerstörte, glaubte er, dadurch
Jagdglück auf Bisons zu haben. Bei der Visualisierung läuft das alles
"im Kopf" ab.
Erden bedeutet, mit der Erdkraft in Verbindung kommen. Dies sind erfrischende und erneuernde Kräfte, die ein Gefühl der Entspannung und Sicherheit hervorrufen. Man entspannt sich (sitzend), atmet bewußt, läßt die Gedanken zur Ruhe kommen. Dann stellt man sich vor (visualisiert), daß man in die Erde hinabsinkt und dort von mütterlicher Wärme empfangen wird. Beim Erden kommt man mit der Energie von weiblichen Gottheiten, wie z.B. Nerthus, in Kontakt. Man genießt dieses Gefühl des Eingebettetseins und kann dies z.B. durch die Rune Ingwaz intensivieren (Visualisierung oder Intonation) oder durch die Vorstellung, daß die eigenen Arme und Beine "Wurzeln" sind, durch die man die Erdkraft in den Körper aufsaugt. Ich selbst benutze zu diesem Zweck Techniken des Autogenen Trainings (s.u.) und eine Visualisierung, die privater Natur ist. Bei Gruppenritualen kann man hier auch einen Sprecher einsetzen, der eine Art "geführte Meditation" macht.
Das sich direkt anschließende Zentrieren ist weniger auf den Erd- als auf den Himmelsbereich bezogen. Man beginnt, ein wenig mit dem Oberkörper zu kreisen, um die Schwerkraft und die innere vertikale Achse zu spüren. Auch sollte man spüren, wie der Atem entlang dieser Achse in den Körper hinein und wieder hinaus gelangt. Die Rune Algiz bietet Unterstützung, man visualisiert, wie Kräfte vom Himmel durch die "Arme" der Rune hinab in den menschlichen Körper strömen. Es sind die Kräfte, die mit männlichen Gottheiten verbunden sind, wie z.B. Tiwaz oder Donar. Es kann auch hilfreich sein, aus der sitzenden Position hier aufzustehen, sich zu strecken und die Stellung der Rune einzunehmen.
Wenn man den Eindruck hat, daß zuviele Kräfte auf einen einströmen, dann sollte
man das Erden wiederholen (ohne diese "Wurzelvisualisierung").
Wichtig ist, was insbesondere für das Autogene Training gilt, daß man diese Visualisierungen und
die Entspannung "zurücknimmt", also wieder auflöst. Sonst kann es zu körperlichen Beeinträchtigungen
kommen. Eine einfache Rücknahme geht so, daß man bewußt den Schlußpunkt setzt, Arme und Beine kurz, aber
kräftig anspannt, die Augen öffnet und einen tiefen Atemzug nimmt.
Ich persönlich verwende zum Erden und Zentrieren Techniken aus dem Autogenen Training, einer Entspannungsmethode, die auch Spiesberger empfiehlt. Eine kurze Übersicht dazu habe ich auf dieser Seite zusammengestellt.
Eine weitere Variante ist die Baummeditation, die ebenfalls die Verbindung von Himmel und Erde beschreibt. Hier ein Beispiel:
"Ich bin ein Baum, meine Wurzeln sind stark, sie reichen tief ins Erdreich,
machen mich standhaft und nähren mich. Mein mächtiger Stamm birgt
den Saft des Lebens, er läßt meine Arme hoch in den Himmel wachsen
und meine Blätter gedeihen. Sie schützen mich und alle, die sich
unter mir versammeln. Die warme Sonne des Frühlings weckt mich
auf, der Sommer strahlt mit seiner hellen Sonne, entfaltet meine Blätter,
läßt mich wachsen und reifen. Der Herbst wiegt sanft meine Früchte
im Wind. Meine Gaben kommen zu Mensch und Tier und seht, noch bevor die letzte
Frucht gepflückt, kommt der Winter mit seiner scharfen Schneide, fegt
meine Äste leer, zu schützen meine Wurzeln. So vergeht Jahr um Jahr."
[© Corinna]
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!