2. Internationales Asatru Summer Camp - Deutschland
Das zweite internationale Camp [Asatru-Summercamp.eu],
drei Jahre nach dem erfolgreichen Start 2009, fand vom 28.7. bis 4.8.2012
in der [sandhatten.jugendherbergen-nordwesten.de]
statt. Sandhatten liegt im Landkreis Oldenburg, ca. 40km westlich von Bremen am nördlichen Rand des
Naturparks Wildeshauser Geest [naturparkwildeshausergeest.de /
Wikipedia].
Organisiert wurde dieses Treffen von den beiden deutschen Gruppen Eldaring und
Verein für Germanisches Heidentum sowie der niederländischen Gruppe
Het Rad. Die Anmeldung war seit 11. Hartung 12 möglich. Bereits im
Lenzing hieß es, ca. 90 Personen seien angemeldet. Offenbar stagnierten die Anmeldungen dann, um im Heuert nach oben zu gehen,
gefolgt von einigen kurzfristigen Absagen. Die angestrebte Zahl von ca. 150 Teilnehmern wurde nicht erreicht. Auch mit Tagesgästen
waren an keinem Tag mehr als 100 Personen anwesend - insgesamt waren es 104 Teilnehmer. Das heißt aber nichts ... :-)
Ich reiste in diesem Jahr mit meinem achtjährigen Sohn . Nach fünfstündiger Fahrt (mit Pause) kamen wir im Norden des Naturparks Wildeshauser Geest an. Verschlafene Dörfer, Weiden und Felder säumten die letzten Kilometer, bevor wir die Jugendherberge Sandhatten erreichten. Die Leute von der Orga waren bereits da, der "Helpdesk" aufgebaut. Nach dem Beziehen der Zimmer gab es nach dem Abendessen eine kurze Info vor der eigentlichen Begrüßung durch . Im Anschluß kreiste ein Horn und jeder konnte sich mit einem kurzen Spruch vorstellen. Haimo wies darauf hin, daß Menschen aus 13 Nationen zum IASC kommen würden. So saß man am Feuer, leerte manches Horn, während und mit Fiddle und Banjo für musikalische Unterstützung sorgten.
Alle Mahlzeiten wurden gemeinsam im Speisesaal eingenommen. Am Anfang der Woche gab es noch regelmäßig eine Schlange, zum Ende der Woche zog es sich etwas auseinander. Am Sonntagmorgen war ich v.a. mit meinem Sohn beschäftigt: Wir erkundeten den Wald, der zum Gelände der Jugendherberge gehört, wir spielten Ringtennis. Am Nachmittag fand das Eröffnungsritual statt. Dabei wurde, wie schon 2009, ein kleiner Baum als Mittelpunkt des "Behelfskultplatzes" eingegraben, der mit etlichen Bändern geschmückt wurde, die die Kinder vorher bemalt und mit Runen und anderen Symbolen versehen hatten. Rundherum wurden vier ca. 1,50m hohe Götterstatuen aufgestellt, die aus Dänemark mitgebracht worden waren. Götteridole plus Kultbaum ergaben einen kraftvollen Platz, der noch oft unter der Woche genutzt werden sollte. Nach dem Ritual wurde eine Runde Kubb gespielt, während Bil und ING wieder für Musik sorgten. Am Abend nahm ich, wie auch in Dänemark, am Powersinging mit und teil. Einfache Melodien, einfache Texte und ein schönes Gemeinschaftserlebnis. Der Abend klang am Feuer aus.
Der Montagvormittag stand im Zeichen einer von Haimo geleiteten Exkursion zu Megalithgräbern bei Kleinenkneten sowie dem Pestruper Gräberfeld.
Zu den Megalithikern (der Trichterbecherkultur) habe ich hier kurz etwas ausgeführt.
Bei der zweiten Exkursion, an der mein Sohn und ich nicht teilnahmen, wurden u.a.
Heidenopfertisch und Visbeker Bräutigam besucht. Die Gräber bei Kleinenkneten
sind m.E. Musterbeispiele, wenn jemand noch nie solche Megalithanlagen gesehen hat. Zunächst kommt man an ein "offenes"
Grab, das vollständig begehbar ist (s. Bild rechts). Besonderheit hier: es ist in Niedersachsen die einzige Grabanlage mit
drei Kammern. Danach geht es weiter zu einem rekonstruierten Grab, das vollständig mit Erde
bedeckt ist. Dafür gibt es aber eine kleine Grabkammer zu besichtigen.
Infos: [steinzeitreise.de/kleinenkneten.php]
Im Anschluß wurde noch ein Abstecher zum Pestruper Gräberfeld gemacht, einer schönen Heidelandschaft mit
heute noch über 500 Grabhügeln v.a. aus der Eisenzeit. Die meisten Hügel sind nicht höher als 1,5m gewesen, doch
es gibt im Zentrum des Felds sogenannte "Langhügel" und im Norden früher als "Königshügel"
bezeichnete Aufschüttungen, bei denen es sich aber nur um Verbrennungsplätze aus der Bronzezeit handelt. Infos:
[steinzeitreise.de/pestrup.php]
Nachmittag und früher Abend wurden mit Gesprächen verbracht, im Anschluß schauten wir uns den
Wicker Man an. Der Film wurde schon beim ersten IASC wohl (ohne daß ich dabei war) angefangen,
aber nicht zu Ende geschaut. John hatte nun den englischsprachigen Director's Cut besorgt.
Vielerlei Seminare und Workshops wurden angeboten, von denen ich nur einen kleinen Teil mitbekam, weil ich ja
nicht ständig von anderen erwarten konnte, daß sie meinen Sohn beaufsichtigen. Als nicht vollzählige Beispiele
seien genannt:
Eine Diskussion zum Thema Sharing Heathen Rites (Kith of Yggdrasil), Landscaping Mythology of the Stars ( ),
Traditional Weather lore (Asatru Iberica), Perchten and the Wild Hunt ( ), The spindle - tool and symbol +
stick spinning workshop ( ). Es wird hier noch einmal deutlich: Lingua franca beim IASC ist Englisch.
Am Nachmittag dieses dritten Tages besuchte ich den Seidh-Workshop von .
Dieser ist normalerweise auf den Zeitraum eines Wochenendes ausgelegt, hier mußte auf ca. 3 Stunden gekürzt werden. Dem theoretischen Teil mit allgemeinen
Infos zum Schamanismus und dem speziellen Bereich germanischer Magie folgte ein
Praxisteil mit zwei angeleiteten Reisen zu Welten der germanischen
Mythologie: Vanaheim und Svartalfheim. Generell war es auffällig, daß auch
in diesem Jahr (wie schon 2009) ein großes Interesse am Thema Seidh bestand.
Nach dem Abendessen machten sich Eltern und Kinder auf zu einer Schnitzeljagd durch die Umgebung der Jugendherberge,
während und mit dem Mixen kühler, aber hochprozentiger Genüsse in Thors Tiki Bar begannen.
Der Mittwoch war mein "Handwerkertag", ich besuchte den Bronze Casting Workshop von
Am Spätnachmittag fand das "Big Blot" des Sommercamps statt, ein Ritual, das von den organisierten Gruppen ausgerichtet
wurde. Es bestand v.a. aus Anrufungen der Götter, Opfer und gemeinsamem Verzehr von Opferbrot sowie anschließenden Sumbel-Runden.
Die Methörner kreisten noch lange nach diesem Blot und ich glaube, es war an diesem Abend, als Doooom erfunden wurde, die geniale
Mischung aus Met und irischem Single Malt (am Folgetag wurde dann Ardbeg ausprobiert).
Der Abend stand im Zeichen einer Auktion zugunsten der IASC-Organisation, da bereits zu Beginn der Woche angekündigt worden war,
daß es möglicherweise ein Minus in der Kasse geben würde, weil sich nicht die erwarteten 150+ Teilnehmer angemeldet hatten.
Diese Auktion brachte sagenhafte 1200€! Genial, was passiert, wenn ein Haufen inspirierter Menschen innerhalb einer Woche an
einer gemeinsamen Sache arbeitet ...
Den Donnerstag verbrachten mein Sohn, kraxelmaxel.de/content/kletterwald-oldenburg-hatten].
Leider konnte ich am abendlichen Spa-Ritual nicht teilnehmen. Dieses Ritual wird analog zur Beschreibung in der Egilssaga durchgeführt, s.
hier Infos zum Spa.
Am Freitagmorgen besuchte ich noch ein Seminar, bei dem es darum ging, wie man das moderne
Standarddeutsch mit den Runen des Älteren Futharks schreiben kann. Der Nachmittag stand im Zeichen des Schlußrituals.
Wie in Dänemark, wurde auch diesmal die Stange, hier eine kleine Eiche, in einzelne Teile zersägt, so daß jede Gruppierung einen Teil mitnehmen konnte.
Dieser wird dann 2015 wieder zum nächsten IASC mitgebracht. Eine nachträglich aufgenommene Demo des beim
Schlußritual gesungenen Textes findet sich hier: [soundcloud.com/haimo-grebenstein/iasc-chant]
Was gibt es für die Zeit nach dem Schlußritual zu sagen? Sumbel, Party ... :-)
Am Samstagmorgen wurde dann gepackt und es ging wieder nach Hause.
Was bleibt? Eine - aus meiner persönlichen Sicht - viel erfüllendere Zeit als 2009 beim ersten IASC. Konkret das Gefühl, in einer internationalen Gemeinschaft aufzugehen, am Gruppengeist teilzuhaben, ihn mitzugestalten. Es bleibt die Erinnerung an viele Gespräche, gute Sumbelrunden, viel Lachen und - soweit ich weiß - keinen Streit. Schade war natürlich, daß es nicht noch viel mehr Menschen waren, die den Weg in die Wildeshauser Geest gefunden haben. Man kann über die Gründe nur spekulieren, da diejenigen, die sich nicht anmelden, ja nicht kundtun, warum das so ist. Meiner Meinung nach ist im Vorfeld etwas zu wenig Werbung für das IASC betrieben worden. Insbesondere die "Programmvorschau" wurde erst Mitte Heuert online gestellt, so daß diejenigen, die das vorherige Lager nicht kannten, erst ganz spät konkretes zum Programm erfuhren. Da stand bei den meisten Leuten wohl schon die Sommerplanung. Apropos Sommerplanung: es ist auch nicht so geschickt, das ISAC parallel zum Wacken Open Air zu veranstalten, da es ja doch erhebliche Überschneidungen zwischen Metal- und Asatru-Szene gibt. Aber im Grunde ist das keine wirkliche Kritik, denn es war gut, so wie es war. Und es war so gut, daß mein Jüngster gleich mit dem Sparen für 2015 begonnen hat. ;-)
Weiter geht es dann 2015 in Schweden und - Grobplanung! - 2018 in Island.
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!